Wer das Weinen verlernt hat, der lernt es wieder bei der Bombardierung der Ukraine

Das Mitgefühl für den Mitmenschen ist keine moralische Pflicht, sondern des Menschen tief empfundenes Bedürfnis, sein Wille (Max Stirner)

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Die Bombardierung der wunderschönen deutschen Kunst- und Lazarettstadt Dresden im Februar 1945 ist eines der zahlreichen Traumata in der Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Der deutsche Dramatiker und Literatur-Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann (1862-1946) hat das „Höllenfeuer“ des Flammeninfernos in Dresden, verursacht durch drei Bombenangriffe britischer und amerikanischer Luftstreitkräfte, persönlich erlebt. Zehntausende oder gar hunderttausende Menschen wurden erschlagen, erstickten in Kellern, verglühten in den Flammen. Deshalb beginnen seine „Abschiedsworte zum Untergang Dresdens“ mit dem Satz:

„Wer das Weinen verlernt hat, der lernt es wieder beim Untergang Dresdens.“ (1)

Erneut erleben die Menschen eines Landes, der Ukraine, ein unbeschreibliches Trauma und Höllenfeuer: die fortlaufende Bombardierung von immer mehr Gebieten ihres Heimatlandes durch eine Großmacht. Deshalb soll Hauptmanns bewegender Satz zum Untergang Dresdens auf die Zerstörung der Ukraine übertragen werden. Zutreffendere Worte für das, was wir tagtäglich in zunehmendem Maße an menschlichem Leid, an Verzweiflung, Tod und Verderben sowie materieller Zerstörung sehen, hören, lesen und miterleben können, lassen sich nicht finden.

Wenn wir die Untaten des anderen sehen, sodass es uns zum Weinen ist, sehen wir uns richtig

Für den deutschen Philosophen Max Stirner (1806-1856)) ist das Mitgefühl für den Mitmenschen keine moralische Pflicht, sondern sein tief empfundenes Bedürfnis, sein Eigentum, sein Wille (2). Bereits auf der ersten Seite seines 1844 erschienenen Hauptwerks „Der Einzige und sein Eigentum“ schreibt er: „Pfui über den Egoisten, der nur an sich denkt!“ (3)

Im heutigen Kommentar geht es nicht um die Frage, ob das Coronaregime und die Ukrainekrise Instrumente sind, um die Mobilität der Bevölkerung einzuschränken und die Agenda des „Great Reset“ voranzutreiben (4) oder ob Putin nun für oder gegen den „Great Reset“ kämpft, weil der Ukrainekrieg so oder so der „Neuen Weltordnung“ zuspielt (5).

Es geht um die Frage, ob wir Menschen sehen, dass es auch wir Bürger auf dieser Welt sind, die diesen gotteslästerlichen Krieg gegen das ukrainische Volk mit zu verantworten haben. Erst dann, wenn wir das sehen, wenn wir die Untaten des anderen – des gnadenlosen Herrschers oder Kriegsherren – sehen, sodass es uns zum Weinen ist, sehen wir uns richtig. Das ist der Spiegel.

Erst mit dieser Selbsterkenntnis, mit dieser Gesinnung, fängt der Mensch an, wahrer Mensch zu sein: indem er sich identifiziert und Bescheid weiß über die Haltung des anderen Menschen. Solange er noch im Zorn ist auf den Anderen, hat er kein richtiges Bild.

Doch soziale Gefühle sind nicht angeboren oder genetisch gegeben – und deshalb auch nicht automatisch abrufbar –, sondern das menschliche Wesen muss soziale Gefühle im Laufe seiner familiären und schulischen Erziehung erlernen (6).

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Dr. Rudolf Lothar Hänsel ist Lehrer (Rektor a. D.), Doktor der Pädagogik (Dr. paed.) und Diplom-Psychologe (Schwerpunkte: Klinische-, Pädagogische- und Medien-Psychologie). Als Pensionär arbeitete er viele Jahre als Psychotherapeut in eigener Praxis. In seinen Büchern und pädagogisch-psychologischen Fachartikeln fordert er eine bewusste ethisch-moralische Werteerziehung und eine Erziehung zum Gemeinsinn und Frieden.

He is a regular contributor to Global Research.

Noten 

1. https://www.rubikon.news/artikel/tranen-fur-dresden; schutz-brett.org/3/de/…de-de/…/689-abschiedsworte-zum-untergang-dresdens.html

2. Stirner, Max (1981). Der Einzige und sein Eigentum. Stuttgart

3. a. O., S. 3

4. https://www.rubikon.news/artikel/die-bewegungslose-gesellschaft

5. https://www.rubikon.news/artikel/katalysator-der-globalen-umgestaltung

6. Plack, Arno (Hrsg.). (1973). Der Mythos vom Aggressionstrieb. München

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Articles by: Dr. Rudolf Hänsel

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