Gespräche mit Fidel Castro: Die Gefahr eines Atomkrieges
Einleitende Anmerkung
Vom 12. bis zum 15. Oktober 2010 führte ich in Havanna umfangreiche und ausführliche Gespräche mit Fidel Castro bezüglich der Gefahr eines Atomkriegs, der weltweiten Wirtschaftskrise und des Charakters der Neuen Weltordnung. Diese Gespräche führten zu einem ergiebigen Interview über verschiedene Themen.
Im Mittelpunkt des ersten Teils dieses durch Global Research und CubaDebate veröffentlichten Interviews stand die Gefahr eines Atomkriegs.
Die Welt steht an einem gefährlichen Scheideweg. Wir haben einen entscheidenden kritischen Punkt in unserer Geschichte erreicht.
Das Interview mit Fidel Castro bietet eine Interpretation der Natur des modernen Krieges: Wenn eine militärische Operation gegen die Islamische Republik Iran begonnen würde, könnten die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten einen konventionellen Krieg nicht gewinnen und es wäre möglich, dass jener Krieg zu einem Atomkriegs ausarten würde.
Die Details der jetzigen Kriegsvorbereitungen bezüglich des Irans sind der Öffentlichkeit gegenüber verheimlicht worden.
„Wie kann man den teuflischen und absurden Vorschlag der Regierung der Vereinigten Staaten, dass die Verwendung der Atomwaffen gegen den Iran `die Welt in einen sichereren Ort verwandeln würde´, bekämpfen?“
Einer der von Fidel Castro während des Interviews formulierten Grundbegriffe ist die „Ideenschlacht“. Der kubanische Revolutionsführer ist der Meinung, dass nur eine großartige `Ideenschlacht´ den Verlauf der Weltgeschichte ändern könnte. Das Ziel besteht darin, das Undenkbare zu vermeiden, und zwar einen Atomkrieg, der das Leben auf dem Planeten zu zerstören droht.
Die korporativen Medien sind mit bestimmten Handlungen an der Tarnung beteiligt. Die verheerenden Folgen eines Atomkriegs werden heruntergespielt oder nicht erwähnt. Unter diesen Umständen muss die Botschaft von Fidel gehört werden; alle Völker des Planeten, überall im Inland und im Ausland, müssen die Ernsthaftigkeit der jetzigen Situation begreifen und energisch auf allen Ebenen der Gesellschaft agieren, um den Verlauf der Geschehnisse umzukehren.
Die „Ideenschlacht“ ist Teil eines revolutionären Prozesses. Angesichts dieses Meeres der Desinformation ist Fidel Castro entschieden, das Wort weit und breit zu verbreiten, die weltweite Öffentlichkeit zu informieren, „das Unmögliche möglich zu machen“, um ein militärisches Abenteuer zu vermeiden, welches im wahren Sinne des Wortes die Zukunft der Menschheit bedroht.
Wenn ein Krieg unter der Schirmherrschaft der Vereinigten Staaten mit der Zustimmung und der Bewilligung der weltweiten Institutionen und der höchsten Autorität, den Vereinten Nationen miteinbezogen, zu einem „Friedensinstrument“ wird, dann gibt es keine Rückkehr mehr: die menschliche Gesellschaft hat sich unverrückbar zu ihrer Selbstzerstörung in den Abgrund gestürzt.
Die von Fidel geförderte „Ideenschlacht“ muss zu einer weltweiten Bewegung werden. Die Völker müssen sich gegen diese teuflische militärische Agenda einsetzen.
Dieser Krieg kann verhindert werden, wenn die Völker ihre Regierungen und ihre gewählten Vertreter unter Druck setzen, wenn die Menschen sich auf örtlicher Ebene in Dörfern und Städten organisieren, wenn sie das Wort verbreiten, ihre Mitbürger über die Folgen eines thermonuklearen Krieges informieren und wenn sie Debatten und einen Gedankenaustausch mit den Streitkräften beginnen.
Eine Massenbewegung der Völker, die die Legitimität des Krieges energisch bezweifelnd herausfordert, ist erforderlich; eine Massenbewegung der Völker, die den Krieg unter Strafe stellt.
In seiner Rede vom 15. Oktober hat Fidel Castro die Welt vor der Gefahr eines Atomkriegs gewarnt: „Es würde zivile Nebenschäden geben, so behaupten die führenden US-amerikanischen Politiker und Militärs immer, um den Tod unschuldiger Menschen zu rechtfertigen. In einem Atomkrieg wäre der „zivile Nebenschaden“ das Leben der gesamten Menschheit. Seien wir so mutig zu verkünden, dass alle konventionellen oder atomaren Waffen, alles, was dazu dient, den Krieg zu führen, verschwinden müssen!“
Die „Ideenschlacht“ besteht darin, den Kriegsverbrechern, die hohe Posten innehaben, eine Schlacht zu liefern, um den von den Vereinigten Staaten zugunsten eines weltweiten Krieges angeführten Konsens zu brechen, um die Denkweise von hunderten von Millionen Menschen zu verändern, um die Atomwaffen abzuschaffen. Im Wesentlichen besteht der „Ideenkampf“ darin, die Wahrheit wiederherzustellen und das Fundament einer friedlichen Welt zu etablieren.
Michel Chossudovsky, Global Research, Montreal
Gedenktag, 11. November 2010
„Die Vereinigten Staaten würden den konventionellen Krieg verlieren und der Atomkrieg ist für Niemand eine Alternative. Andererseits, würde der Atomkrieg unvermeidlich zu einem globalen Atomkrieg werden.“
„Ich denke, dass niemand auf der Welt das Aussterben der Menschheit will. Deswegen bin ich der Meinung, dass nicht nur die Atomwaffen, sondern auch die konventionellen Waffen verschwinden müssen. Man muss allen Völkern ohne Unterschied Friedensgarantien anbieten.“
„Im Fall eines Atomkriegs würde die gesamte Menschheit der Nebenschaden sein! Wir müssen soviel Mut haben, zu verkünden, dass alle atomaren und konventionellen Waffen, alles, was dazu dient, den Krieg zu machen, verschwinden müssen!“
„Es geht darum, zu fordern, dass die Welt nicht zu einer Atomkatastrophe geführt wird, es geht darum, das Leben zu bewahren.“
Fidel Castro Ruz, Oktober 2010
Gespräche
Michel Chossudovsky: Ich fühle mich sehr geehrt, die Möglichkeit zu diesem Meinungsaustausch, zu diesem Gespräch über so grundlegende Fragen zu haben, die die gesamte menschliche Gesellschaft betreffen. Jenes Grundwissen, das Sie in Ihren letzten Texten bezüglich der Bedrohung für den Homo sapiens vorgelegt haben, ist meines Erachtens von grundlegender Bedeutung. Worin bestehen jene Bedrohung, jene Gefahr eines Atomkrieges und jene Bedrohung für die Menschen, für den Homo sapiens?
Comandante Fidel Castro Ruz: Seit recht geraumer Zeit, – ich würde sagen, seit Jahren – aber besonders seit einigen Monaten, begann ich, Sorge bezüglich des nahen Bevorstehens eines gefährlichen und möglichen Krieges zu hegen, der sehr schnell zu einem Atomkrieg werden würde.
Vorher hatte ich meine Anstrengungen auf die Analyse des kapitalistischen Systems an sich und der Methoden konzentriert, die die imperiale Tyrannei der Menschheit aufgezwungen hat. Die Vereinigten Staaten wenden auf die Welt die Verletzungen der elementarsten Rechte an.
Während des Kalten Krieges wurde weder über den Krieg noch über die Atomwaffen gesprochen; man sprach von einem scheinbaren Frieden, das heißt dass dieser zwischen der UdSSR und den Vereinigten Staaten durch das berühmte MAD abgesichert war, d.h. die „abgesicherte gegenseitige Vernichtung“. Es schien so, als ob die Welt die Wonnen eines unbeschränkt langen Friedens genießen würde.
Michel Chossudovsky: … Jene Vorstellung der „gegenseitigen Zerstörung“ hat mit dem Ende des Kalten Krieges aufgehört und anschließend wurde die atomare Doktrin umformuliert, denn wir haben während des Kalten Krieges niemals wirklich an einen Atomkrieg gedacht. Nun gut, es gab eine offensichtliche Gefahr, – wie es sogar Robert McNamara zu einem bestimmten Zeitpunkt gesagt hat… Aber nach dem Kalten Krieg wurde begonnen, die atomare Doktrin umzuformulieren, besonders nach dem 11. September.
Comandante Fidel Castro Ruz: Sie fragten mich, wann wir die drohende Gefahr des Atomkriegs zu merken begannen. Dies fing in der Zeitspanne an, die ich Ihnen gerade sagte, vor kaum sechs Monaten. Vor allem war die Versenkung des Cheonan während eines militärischen Manövers eine der Sachen, die uns am merkwürdigsten bezüglich der Kriegsgefahr aufgefallen ist. Es war das Flaggschiff des südkoreanischen Flottenverbandes, äuβerst hoch entwickelt. Es war in jenen Tagen, dass wir den Artikel von jenem Journalisten in Global Research fanden, der eine klare und wahrhaftig kohärente Information über die Versenkung des Cheonan enthielt, und aufzeigte, dass es nicht das Werk eines mehr als 60 Jahre alten, in der UdSSR gebauten, mit alter Technologie ausgerüsteten Unterseebootes sein konnte, denn während eines Manövers zusammen mit den modernsten Schiffen der Vereinigten Staaten bräuchte das Cheonan keine hoch entwickelten Geräte, um es zu entdecken.
Die Provokation gegen die Demokratische Republik Korea kam jetzt zu unseren alten Sorgen bezüglich einer Aggression gegen den Iran hinzu. Wir verfolgten sehr nah den politischen Prozess jenes Landes. Wir wussten genau, was dort in den 50er Jahren geschah, als der Iran das Eigentum der British Petroleum im Land verstaatlich hat, die sich damals Anglo Persian Oil Company nannte.
Die Bedrohungen gegen den Iran sind aus meiner Sicht nach im Monat Juni imminent geworden, und zwar mit der Resolution 1929 vom 9. Juni 2010, in dem der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen den Iran wegen der vorgenommenen Forschungen und der Produktion kleiner Mengen von 20% angereichertem Uran verurteilt und dieses Land als eine Bedrohung für die Welt angeklagt hat. Bei dieser Sitzung wird die Stellungsnahme jedes Mitglieds des Sicherheitsrates dargelegt: 12 Ja-Stimmen, darunter die 5 mit Vetorecht; 1 Enthaltung und 2 dagegen. Diese waren Brasilien und die Türkei. Nachdem dieser Beschluss gefasst worden war, die aggressivste von allen Resolutionen, kreuzten unverzüglich den Suezkanal ein US-amerikanischer Flugzeugträger in einer Kampfgruppe und ein Atom-U-Boot, mit der Kooperation seitens der ägyptischen Regierung. Seeeinheiten aus Israel fahren ebenfalls in Richtung des Persischen Golfes und der Iran nahe liegenden Meere.
Die von den Vereinigten Staaten und ihren NATO-Verbündeten verhängte Sanktion gegen Iran ist völlig übermäßig und ungerecht. Ich kann nicht verstehen, warum Russland und China nicht ihr Veto gegen die Resolution 1929 des UN-Sicherheitsrates eingelegt haben. Meiner Meinung nach hat das die politische Situation noch äußerst verschärft und bringt die Welt bis an dem Rand eines Krieges.
Ich erinnerte mich an die Vorgeschichte der israelitischen Angriffe auf die arabischen Atom-Forschungszentren. Zuerst griffen sie das von Irak im Juni 1981 an und zerstörten es. Sie baten niemand um Genehmigung. Sie sprachen mit niemandem. Sie griffen sie an und die Iraker mussten den Schlag ertragen.
Im Jahr 2007 wiederholte sich diese Operation gegen ein Forschungszentrum, das Syrien in Bau hatte. Es gibt etwas bei dieser Episode, was ich wirklich nicht gut verstehe: Für mich ist die Taktik nicht klar; wie dem auch sei, oder die Gründe, aus denen Syrien den israelischen Angriff gegen dieses Forschungszentrum nicht anzeigte, in dem unbestreitbar etwas vorgenommen wurde, indem sie an einer Sache arbeiteten, über die bekannt ist, dass sie Hilfe von Nordkorea erhielten. Das ist legal. Sie haben keine Fehler begangen.
Ich sage es hier mit aller Offenheit, dass ich nicht verstehe, warum es nicht angezeigt wurde; weil es aus meiner Sicht wichtig gewesen wäre, das anzuprangern. Es sind zwei wichtige Präzedenzfälle.
Es gibt meiner Meinung nach viel mehr Gründe, um zu denken, dass sie dasselbe mit dem Iran zu tun versuchen werden: Die Zerstörung seiner Forschungszentren oder der Energieerzeugungs-einrichtungen. Wie man weiß, ist der Uranrückstand der Energieerzeugung Rohstoff für das Plutonium.
Michel Chossudovsky: Es ist wahr, dass diese Resolution des Sicherheitsrates das Programm für militärische Zusammenarbeit, das Russland und China mit Iran haben, bis zu einem gewissen Punkt außer Kraft setzt. Besonders Russland hat eine Zusammenarbeit mit dem Flugabwehr-System durch sein S-300 System.
Ich erinnere mich daran, dass Russlands Außenminister gleich nach der mit dem Aval von China und Russland getroffenen Entscheidung des Sicherheitsrates sagte: „Also, wir haben diese Resolution nicht angenommen und das wird unsere militärische Zusammenarbeit mit dem Iran nicht auflösen“. Das war im Juni. Doch einige Monate später bestätigte die Moskauer Regierung, dass diese militärische Zusammenarbeit eingefroren werden wird. Auf diese Weise ist Iran jetzt in einer äußerst kritischen Situation, weil das Land die russische Technologie braucht, um seine Sicherheit beziehungsweise seine Flugabwehr zu bewahren.
Aber ich denke, dass alle Drohungen an Russland und China bezwecken, dass diese beiden Länder sich aus der Iran-Frage heraushalten. Das bedeutet, dass, wenn es einen Krieg gegen den Iran geben würde, die anderen Mächte, d. h. China und Russland, auf keinen Fall eingreifen würden. Sie würden ihre militärische Zusammenarbeit einfrieren und so ist dies ein Weg, den Krieg in dem Mittleren Osten zu verlängern, ohne dass es eine Konfrontation mit China oder Russland gibt. Meiner Ansicht nach sieht die Situation im Moment ungefähr so aus.
An verschiedenen Grenzen gibt es vielfache Drohungen gegenüber Russland und China. Die Tatsache, dass die chinesischen Grenzen militarisiert sind – das Meer im Süden von China, das Gelbe Meer, die Grenze zu Afghanistan, die Meeresenge von Taiwan ebenfalls – ist gewissermaßen eine Drohung, um China und Russland davon zu überzeugen, nicht eine Rolle als Macht der weltweiten Geopolitik zu spielen und das Terrain bzw. den Konsens auch für einen Krieg im Iran vorzubereiten. Dieser Krieg würde unter den Umständen einer Schwächung des Flugabwehr-Systems vonstatten gehen. Es gibt einen englischen Ausdruck, – a sitting duck – der leichte Beute heißt. Iran ist eine leichte Beute in Bezug auf seine Möglichkeiten, sich im Bereich seines Flugabwehr-Systems zu verteidigen, …
Comandante Fidel Castro Ruz: Meiner bescheidenen, gelassenen Meinung nach hätte diese Resolution mit Veto belegt werden müssen. Meines Erachtens hat das die ganze Situation in verschiedenen Sinnen erschwert.
In einem militärischen Sinn, bezüglich dessen, was sie, zum Beispiel, in Bezug auf die vorhandene Verpflichtung und den unterzeichneten Vertrag für die Lieferung der S-300 Waffen an Iran anführen. Diese sind in erster Linie sehr effiziente Flugabwehrwaffen.
Es gibt andere Sachen in Bezug auf Brennstofflieferungen, die sehr wichtig für China sind, weil es das Land ist, das wirtschaftlich am schnellsten wächst. Seine wachsende Wirtschaft verursacht eine zunehmende Öl- und Gas-Nachfrage. Obwohl es Übereinkommen mit Russland für die Erdöl- und Gasversorgung gibt, entwickeln sie auch die Windenergie und andere Formen der erneuerbaren Energie; sie verfügen über riesige Kohlereserven; die Atomenergie wird kein großes Wachstum zu verzeichnen haben, dieses wird über viele Jahre nur um die 5% betragen; das heißt, dass der Bedarf der chinesischen Wirtschaft an Erdöl und Gas sehr hoch ist, und ich begreife nicht, wie eigentlich diese Energie gewonnen werden kann und zu welchen Kosten, wenn das Land dort, wo sie wichtige Investitionen haben, diese von den Vereinigten Staaten zerstört werden. Aber das schlimmste Risiko ist ein Krieg dieser Art im Iran. Iran ist ein muslimisches Land, das über Millionen von trainierten und stark motivierten Kämpfern verfügt.
Es gibt Dutzende von Millionen von Menschen die in Ausbildung stehen, sie werden trainiert und politisch gelehrt, Männer und Frauen, Millionen trainierter Kämpfer, die entschlossen sind zu sterben. Es sind Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen werden und die nicht gewaltsam geändert werden können. Auf der anderen Seite sind die Afghanen – sie werden gerade von den unbemannten Flugzeug ermordet -, es wären auch die Pakistaner, die Iraker, die zwischen ein und zwei Millionen ihrer Landsleute als Folge des von Bush erfundenen antiterroristischen Krieges sterben gesehen haben. Ein Krieg gegen die muslimische Welt kann nicht gewonnen werden, es ist ein außergewöhnlicher Wahnsinn.
Michel Chossudovsky: Es ist wahr, die konventionellen Kräfte sind riesig. Sie können von einem Tag auf den anderen mehrere Millionen Mann mobilisieren und sie sind an der Grenze zum Irak, sind an der Grenze zu Afghanistan, und auch wenn es einen Blitzkrieg gäbe, können die Vereinigten Staaten einen konventionellen Krieg in der Nähe ihrer militärischen Stützpunkte in jener Region nicht verhindern.
Comandante Fidel Castro Ruz: Aber die Sache ist, dass sie jenen konventionellen Krieg verlieren würden. Das Problem besteht darin, dass niemand einen konventionellen Krieg gegen Millionen von Menschen gewinnen kann, sie werden nicht ihre Volksmassen, auch nicht das ganze Land an einem Ort konzentrieren, damit die US-Amerikaner sie umbringen können.
Also, ich war Guerilla-Kämpfer und ich erinnere mich daran, dass ich viel darüber nachdenken musste, wie wir die uns zur Verfügung stehenden Kräfte anwenden würden, und ich hätte nie den Fehler begangen sie zu konzentrieren, denn je mehr die Kräfte konzentriert sind, desto größer werden die von den Massenvernichtungswaffen verursachten Verluste sein. …
Von links nach rechts: Michel Chossudovsky, Randy Alonso Falcon, Fidel Castro Ruz
Michel Chossudovsky: Sie haben das schon vorher gesagt, dass die Frage sehr wichtig war, dass in der Entscheidung von China und Russland im Sicherheitsrat, in ihrer Unterstützung für den Beschluss 1929, der Schaden auf sie zurückfällt, denn erstens kann, Russland keine Waffen exportieren, sodass die wichtigste Deviseneinnahme von Russland schon eingefroren ist. Iran war einer der wichtigsten Kunden oder Käufer von russischen Waffen, und das war eine wichtige Deviseneinnahme, die die Konsum-orientierte Wirtschaft und die Bedürfnisse der Bevölkerung stützen.
Und andererseits benötigt China seinen Zugang zur Energie, den Sie erwähnt haben, eigentlich die Tatsache, dass China und Russland den Konsens im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen akzeptiert haben, ist, als ob sie gesagt hätten: „Wir akzeptieren, dass Sie unsere Wirtschaft kaputt machen, in gewisser Weise, unsere Handelsabkommen, die wir mit einem dritten Land haben“. Das ist sehr schlimm, weil es nicht nur der Schaden für den Iran ist, sondern auch für diese beiden Länder und ich darf wohl annehmen – obwohl ich kein Politiker bin – dass es äußerst große Trennungen in der Regierung sowohl von Russland sowie als von China gibt, damit dies so geschehen ist, damit Russland akzeptiert, nicht sein Veto im Sicherheitsrat einzulegen.
Mir wurde gesagt, ich habe mich auch mit russischen Journalisten unterhalten, dass es kein Konsens von der Regierung als solche war, es war eine Richtlinie. Aber es gibt Leute in der Regierung, die einen anderen Standpunkt bezüglich der Interessen von Russland und seines Verhaltens im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen haben.
Wie sehen Sie es?
Comandante Fidel Castro Ruz: Wie ich die ganze Situation allgemein sehe? Die Alternative im Iran – ich werde es so ausdrücken – die Vereinigten Staaten würden den konventionellen Krieg verlieren und der Atomkrieg ist für Niemand eine Alternative.
Andererseits, würde der Atomkrieg unvermeidlich zu einem globalen Atomkrieg werden. Daher die Gefährlichkeit, die meiner Meinung nach die aktuelle Situation im Irak besitzt, unter Berücksichtigung der Gründe, die Sie jetzt äußern und vieler anderer Angaben, die mich zu der Schlussfolgerung bringen, dass der Krieg zu einem atomaren werden würde.
Dreharbeiten der Botshaft von Fidel am 15. Oktober. Von links nach rechts: Fidel Castro, Fernsehteam, Michel Chossudovsky, Randy Alonso Falcon
Michel Chossudovsky: Das heißt, da die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten unfähig sind, den konventionellen Krieg zu gewinnen, werden sie die Atomwaffen benutzen, aber sie werden auch diesen Krieg nicht gewinnen können, weil wir alles verlieren werden.
Comandante Fidel Castro Ruz: Alle würden ihn verlieren, es ist ein Krieg, den wir alle verlieren würden. Was würde Russland gewinnen, wenn dort ein Atomkrieg ausgelöst wird? Was würde China gewinnen? Welchen Charakter würde dieser Krieg haben? Wie würde die Welt reagieren? Welche Auswirkung würde der Krieg auf die Weltwirtschaft haben? Sie haben das an der Universität erklärt, als Sie über das vom Pentagon ausgearbeitete zentrale Abwehrsystem gesprochen haben. Es sieht wie Sciencefiction aus, es sieht auf keinen Fall wie der letzte Weltkrieg aus. Das andere ist sehr wichtig, der Versuch, die Atomwaffen in konventionelle strategische Waffen zu verwandeln.
Darüber habe ich heute am 13. Oktober, in einer Agenturmeldung gelesen, dass die Einwohner von Hiroshima und Nagasaki energische Proteste wegen der von den Vereinigten Staaten gerade durchgeführten subkritischen Atomtests eingelegt haben. Es wird subkritischer Atomtest genannt, denn es bedeutet die Benutzung von Atomwaffen ohne die ganze Energie, die mit der kritischen Masse erreicht werden kann, zu entfalten.
Sie besagt: „Empörung in Hiroshima und Nagasaki wegen einem Atomtest von den Vereinigten Staaten“. …
„Die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki, die am Ende des Zweiten Weltkriegs einen Atomangriff erlitten haben, beklagten heute den von den Vereinigten Staaten im vergangenen September gemachten Atomtest. Diese Probe nennt man subkritisch, weil sie keine atomaren Kettenreaktionen auslöst.
Der Atomtest, der erste dieser Art in diesem Land seit 2006, fand am 15. September in einem Zentrum von Nevada, in den Vereinigten Staaten statt. Das wurde offiziell durch das Energieministerium dieses Landes bestätigt, berichtete die Tageszeitung Japan Times.“
Was hat diese Tageszeitung geschrieben?
„Ich beklage es sehr, weil ich erwartet hatte, dass Präsident Barack Obama die Führerschaft bei der Beseitigung von Atomwaffen übernehmen würde“, erklärte heute der regierende Bürgermeister von Nagasaki, Hodo Nakamura auf einer Pressekonferenz.
Dann kommt eine ganze Reihe Nachrichten hierüber.
„Der Test hat auch Proteste unter den Einwohnern von Hiroshima und Nagasaki hervorgerufen, auch den von einigen Überlebenden der Atombomben, die beide Städte im August 1945 verwüstet haben.“
„Wir können eine Handlung seitens der Vereinigten Staaten nicht tolerieren, die das Versprechen von Präsident Barack Obama zu einer Welt ohne Atomwaffen überzugehen, verraten, sagte Yukio Yoshioka, stellvertretender Direktor vom Rat der Atombombenopfer von Hiroshima.
„Die Regierung erklärte, dass sie nicht die Absicht habe zu protestieren.“ Sie überlässt den Protest gesellschaftlichen Organisationen und sagt schließlich: „Hiermit belaufen sich die subkritischen Atomtest auf 26, die von den Vereinigten Staaten seit Juli 1997 durchgeführt wurden, als der erste gemacht wurde.“
Nun sagt er:
„Washington vertritt die Meinung, dass diese Tests das Atomteststopp-Abkommen, CTBT, nicht verletzen, da diese keine Kettenreaktionen auslösen, weshalb sie keine Atomenergie freigeben und man sie als Laborproben ansehen kann.“
Die Vereinigten Staaten sagen, dass sie solche Tests durchführen müssen, „weil sie notwendig sind, um die Sicherheit ihres Atomarsenals zu sichern“, das heißt, da wir über große Atomarsenale verfügen, tun wir das, um mehr Sicherheit zu haben.
Michel Chossudovsky: Kommen wir zur Frage der Bedrohung des Iran zurück, denn Sie sagten, dass die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten einen konventionellen Krieg nicht gewinnen können. Das ist wahr, aber die Atomwaffe könnte als eine Alternative zu einem konventionellen Krieg benutzt werden, und dies ist ohne Zweifel eine Bedrohung für die Menschheit, wie Sie es in Ihren Schriften unterstrichen haben.
Die Frage, die mir vor allem Sorgen bereitet, ist die, dass sich nach dem Kalten Krieg ein Bild von der Atomwaffe in humanitärer Gestalt entwickelt hat, indem man sagt, sie sei eigentlich keine gefährliche Waffe, sie schade den Zivilpersonen nicht, aber irgendwie hat man das Etikett der Atomwaffe geändert. Deshalb unterscheidet sich die Atomwaffe nach ihren Kriterien nicht von der konventionellen Waffe, und in den militärischen Richtlinien sagt man sogar, dass die taktische Atomwaffe eine Waffe sei, die für Zivilisten keine Schäden bewirkt.
Also könnte es sogar so eine Situation geben, in der diejenigen, die die Entscheidung treffen, Iran mit der Atomwaffe anzugreifen, nicht zu begreifen in der Lage sind, was für Konsequenzen das nicht nur für den Mittleren Osten, für Zentralasien, sondern auch für die gesamte Menschheit haben wird, denn sie werden sagen: „Na gut, nach unseren Kriterien unterscheidet sich diese Atomwaffe von jener des Kalten Krieges, also können wir sie gegen Iran als eine Waffe einsetzen, die die weltweite Sicherheit gewährleistet.“
Wie sehen Sie das? Das ist äußerst gefährlich, weil sie an ihre eigene Propaganda glauben. Das ist eine interne Propaganda innerhalb der Streitkräfte, innerhalb des politischen Apparats.
Als die Geheimdokumente über die taktische Atomwaffe in den Jahren 2002 und 2003 freigegeben wurden, sagte sogar Senator Edward Kennedy damals, dass auf diese Weise die Grenzen zwischen den konventionellen Waffen und der Atomwaffe verwischt würden. Genau dort sind wir gelandet, wir leben in einer Zeit, wo die Atomwaffe nicht von der Kalaschnikow unterschieden wird, ich übertreibe, aber das ist gewissermaßen ein Teil ihres „Werkzeugkastens“ ¨ – das ist das Wort, das sie dafür benutzen „Werkzeugkasten“ – und dort wird die Art der Bewaffnung ausgewählt, die benutzt werden soll, sodass die Atomwaffe durchaus auf einem konventionellen Kriegsschauplatz verwendet werden könnte, was uns zum Undenkbaren führen würde, und zwar zu einem regionalen nuklearen Szenarium, aber auch zu jenen Auswirkungen, die das auf dem gesamten Planeten haben könnte.
Comandante Fidel Castro Ruz: Ich hörte, was Sie am Runden Tisch (Mesa Redonda) betont haben, dass solche, für die nächsten Nachbarn des Einsatzgebietes angeblich harmlose Waffen, eine Schlagkraft von einem Drittel bis zum Sechsfachen der in Hiroshima verwendeten Bombe haben können. Heute ist ganz genau bekannt, was für Schaden diese Waffe anrichten kann, eine einzige Bombe tötete sofort 100.000 Menschen. Stellen sie sich vor, dass eine Bombe sechs Mal die Kraft jener hätte, oder die doppelte, oder die gleiche Kraft, oder 30% jenes Potentials. Das ist absurd.
Auch, was Sie in der Universität über den Versuch sagten, sie als eine humanitäre Waffe darzustellen, die auch den Truppen bei Operationen zur Verfügung stehen könnte. Das würde bedeuten, dass zu einem gewissen Zeitpunkt dem Kommandanten des Operationsgebietes die Verfügungsgewalt über diese Waffe erteilt werden könnte, weil sie wirksamer als die anderen ist, was dann gemäß den militärischen Doktrinen und der Ausbildung, die er an den Militärakademien erhalten hat, seine Pflicht wäre.
Michel Chossudovsky: In dem Sinne denke ich nicht, dass die Atomwaffe ohne die Befürwortung, sagen wir des Pentagons und der Kommandozentrale, verwendet wird; wohl aber, meine ich, könnte sie ohne die Einwilligung des Präsidenten der Vereinigten Staaten, der ja zugleich Oberbefehlshabers der Streitkräfte ist, eingesetzt werden, das heißt, dass es sich nicht um die gleiche Logik wie im Kalten Krieg handelt, wo es ein rotes Telefon gab und…
Comandante Fidel Castro Ruz: Professor, ich verstehe, was Sie bezüglich der Befugnis der obersten Behörde des Pentagons zur Verwendung jener Waffe sagen, und es scheint mir richtig, dass Sie diese Erläuterung machen, damit man sie nicht dafür verantwortlich macht, die Gefahr jener Waffe zu übertreiben.
Aber sehen Sie mal, nachdem man die Gegensätze und die Diskussionen zwischen dem Präsidenten der Vereinigten Staaten und dem Pentagon kennt, hat man eigentlich keine Zweifel daran, welche die Entscheidung des Pentagons wäre, wenn der Chef des Schauplatzes der Ereignisse die Verwendung jener Waffe beantragt, weil er sie für notwendig oder unumgänglich hält.
Michel Chossudovsky: Es gibt meiner Meinung nach noch einen weiteren Aspekt, und zwar, dass heute die Ausbreitung von Atomwaffen auf mehrere europäische Länder erfolgt, die Mitglied der NATO sind, und die Atombombe als taktische Waffe in diese Ausbreitung einbegriffen ist, das sind Länder wie die Türkei, Italien, Deutschland, Belgien, Holland. Auf diese Weise gibt es viele dieser kleinen Atombomben sehr nah am Kriegsschauplatz, und auf der anderen Seite ist Israel.
Allerdings glaube ich nicht, dass Israel auf eigene Faust einen Krieg beginnen wird, das ist unter dem Gesichtspunkt der Strategie und der Entscheidung unmöglich. Im modernen Krieg, mit der Zentralisierung des Kommunikationssystems, der Logistik und all dem, wird es um eine zentralisierte Entscheidung gehen. Aber Israel könnte dann handeln, wenn die Vereinigten Staaten grünes Licht geben, und Israel den ersten Angriff macht. Das liegt nicht außerhalb des Möglichen, obwohl es einige Analytiker gibt, die sagen, der Krieg gegen Iran wird im Libanon und in Syrien mit einem konventionellen Grenzkrieg beginnen, und das wird dann als Vorwand für die Eskalierung der militärischen Operationen benutzt.
Comandante Fidel Castro Ruz: Gestern, d.h. am 13. Oktober, hat eine große Menschenmenge Ahmadinejad im Libanon als Nationalhelden jenes Land empfangen. Ich las das heute Morgen in einer Meldung.
Außerdem weiß man um die Besorgnis Israels bezüglich der Tatsache, dass die Libanesen sehr kämpferische Menschen sind. Sie verfügen über drei Mal so viel reaktive Geschosse wie im vorangegangenen Israel-Libanon-Konflikt. Das bereitet Israel große Sorgen, weil sie – so behaupten die israelischen Techniker – die Luftwaffe brauchen, um jene Waffen zu bekämpfen. Sie sagen, sie können Iran nur eine bestimmte Anzahl von Stunden, aber nicht drei Tage hintereinanderweg angreifen, weil sie diese Gefahr im Auge haben müssen. Genau deshalb und unter Berücksichtigung dessen werden sie mit jedem Tag unruhiger, weil jene Waffen zum konventionellen Rüstungsarsenal der Iraner gehören. Zu den konventionellen Waffen gehören zum Beispiel auch hunderte von Raketenwerfern gegen Schiffe im Gebiet des Kaspischen Meeres. Seit dem Falklandkrieg ist bekannt, dass sich ein Schiff gegen ein, zwei oder drei Geschosse verteidigen kann; aber stellen sie sich mal vor, wie soll sich ein relativ großes Kriegsschiff gegen einen Geschossregen dieser Art verteidigen? Es sind schnelle Schiffe, von gut ausgebildeten Leuten gesteuert, denn die Iraner haben ihre Leute 30 Jahre lang ausgebildet und wirksame konventionelle Waffen entwickelt.
Ihnen selbst ist bekannt und Sie wissen, was im letzten Weltkrieg geschah, bevor die Atomwaffen auftauchten: es wurden 50 Millionen Menschen durch die zerstörerische Wirkung der konventionellen Waffen getötet.
Ein Krieg heutzutage gleicht nicht einem Krieg des 19. Jahrhunderts, wo es noch keine Atomwaffen gab, und trotzdem hatte der Krieg schon eine hohe Zerstörungskraft. Die Atomwaffen sind in der letzten Minute erschienen, weil Truman sie verwenden wollte und sie mit der Bombe auf Hiroshima testen wollte, wo die kritische Masse aus dem Uran erzeugt wurde, und die andere in Nagasaki aus Plutonium. Beide töteten sofort um die 100.000 Personen. Es ist nicht bekannt, wie viele Leute verletzt oder den Strahlen ausgesetzt wurden, die später starben oder lange Jahre unter den Nachwirkungen leiden mussten. Außerdem würde ein Atomkrieg heute einen nuklearen Winter verursachen.
Ich spreche über die Gefahren, die von einem Atomkrieg wegen der Sofortschäden ausgehen würden. Schon eine begrenzte Anzahl dieser Waffen von ein oder zwei der weniger bedeutenden Mächte, Indien und Pakistan, würde genügen; die Explosion würde reichen, um einen Nuklearen Winter zu verursachen, der zwischen acht und zehn Jahre andauern würde, und es wäre unmöglich, dass ein Mensch ihn überlebt. Innerhalb weniger Wochen wäre kein Sonnenlicht mehr zu sehen.
Die Menschheit ist knapp 200.000 Jahre alt. Bis jetzt lief alles normal, die Naturgesetze wurden eingehalten. Die Gesetze des Lebens entwickelten sich auf dem Planeten Erde seit mehr als 3 Milliarden Jahren. Der Mensch, der homo sapiens, das intelligente Wesen hat noch nicht existiert, so sagen es Studien aus, als bereits acht Zehntel von einer Million Jahren vergangen war. Bis vor 200 Jahren hat man das alles scheinbar nicht gewusst. Heute kennt man die Gesetze, die die Evolution der Spezies steuern. Wissenschaftler, Theologen, auch aufrichtige Gottesmänner, die anfangs hinter der Kampagne der großen kirchlichen Institutionen gegen Darwins Theorie standen, akzeptieren heute die Evolutionsgesetze als eine Realität, ohne dass dadurch die Ausübung aufrichtigen religiösen Glaubens beeinträchtigt worden wäre, in dem die Menschen oft eine Milderung ihrer tief empfundenen Sorgen finden.
Ich denke, dass niemand auf der Welt das Aussterben der Menschheit will. Deswegen bin ich der Meinung, dass nicht nur die Atomwaffen, sondern auch die konventionellen Waffen verschwinden müssen. Man muss allen Völkern ohne Unterschied Friedensgarantien anbieten, sowohl den iranischen als auch den israelischen, und alle Naturressourcen müssen verteilt werden, das müssen sie! Damit sage ich nicht, dass das wirklich geschehen wird, auch nicht, dass das einfach zu erreichen ist; aber es wird keine andere Alternative für die Menschheit geben, denn die Welt ist in ihrer räumlichen Ausdehnung als auch hinsichtlich bestimmter Ressourcen begrenzt, auch wenn man alle wissenschaftlichen Anstrengungen unternimmt, um erneuerbare Energiequellen zu schaffen. Auf der Welt leben etwa sieben Milliarden Menschen, deshalb wird eine Bevölkerungspolitik erforderlich sein, auch viele andere Dinge sind erforderlich, und wenn Sie alles zusammen nehmen und sich die Frage stellen, ob der Mensch fähig sein wird, das zu verstehen und alle diese Schwierigkeiten zu überwinden? Eigentlich kann nur Enthusiasmus einen Menschen dazu führen zu sagen, dass man dem begegnen und dieses Problem einfach lösen kann.
Michel Chossudovsky: Was Sie sagten, als Sie über Truman sprachen, ist äußerst wichtig. Truman hat gesagt, dass Hiroshima ein Militärstützpunkt wäre und dass es keine Zivilopfer gäbe.
Dieses Bild der Nebenwirkungen scheint eine Kontinuität in der Atomdoktrin von 1945 bis heute zu sein, d.h., also nicht auf realer Ebene, sondern auf der Ebene der Doktrin und Propaganda. 1945 sagte man: Wir werden die Menschheit retten, indem wir 100.000 töten, und die Tatsache verneinen, dass Hiroshima eine bevölkere Stadt war, indem wir behaupten, dass es ein Militärstützpunkt war. Aber heutzutage ist diese Verfälschung noch diffiziler, mehr verallgemeinert, und die Atomwaffe ist weiter entwickelt. So geschieht es, dass wir in dem Maβe, in dem wir über die Zukunft der Menschheit und die Gefahr eines Atomkrieges weltweit diskutieren, uns die Frage der Lüge, der Fiktion innerhalb des politischen und militärischen Diskurses zu einer Weltkatastrophe führen wird, ohne dass die Politiker ihre eigenen Lügen verstehen.
Dann haben Sie gesagt, dass die intelligenten Menschen seit 200.000 Jahre existieren, aber genau diese Intelligenz in den Einrichtungen, in der Presse, in den Nachrichtendiensten und in den Vereinten Nationen wird das Element sein, das uns zerstören wird; weil man an ihre Lügen glaubt, die zum Atomkrieg führen, ohne daran zu denken, dass das der letzte aller Kriege sein wird. Und wie Einstein so treffend sagte: „Ein Atomkrieg wird nicht zum Fortbestand der Menschheit führen, er ist eine Weltgefahr.” Das wollte er ausdrücken.
Comandante Fidel Castro Ruz: Diese Worte sind sehr gut, Herr Professor. Der Nebenschaden kann in diesem Fall die gesamte Menschheit sein. Der Krieg ist eine kriminelle Tat, und es wird absolut kein neues Gesetz benötigt, denn schon seit Nürnberg wurde der Krieg als ein Verbrechen angesehen, als das größte Verbrechen gegen die Menschheit und den Frieden, als das schrecklichste aller Verbrechen.
Michel Chossudovsky: Gut, sagen wir mal so, dass die Texte von Nürnberg es klar zum Ausdruck bringen: „Der Krieg ist eine verbrecherische Handlung; ist die äußerste kriegerische Handlung gegen den Frieden.“ Dieser Text von Nürnberg wurde viel zitiert. Die Alliierten wollten es nach dem zweiten Weltkrieg gegen die Besiegten nutzen und ich sage nicht, dass es nicht gültig ist; aber über die Verbrechen, die von ihnen begangen wurden, und sogar die Verbrechen, die sie gegen Deutschland und Japan begangen haben, davon wird nicht gesprochen.
Comandante Fidel Castro Ruz: Mit der Atomwaffe im Fall des Zweitgenannten.
Michel Chossudovsky: Kurz und gut, das ist ein für mich äußerst wichtiges Thema und wenn wir über eine Gegenallianz für den Frieden reden, ist die Kriminalisierung des Krieges meines Erachtens wesentlich. Das bedeutet die Abschaffung des Krieges; es ist eine verbrecherische Handlung, die zu beseitigen ist.
Comandante Fidel Castro Ruz: Gut, die wichtigsten Verbrecher, wer stellt sie vor Gericht?
Michel Chossudovsky: Das Problem ist, dass sie auch die Gerichtshöfe kontrollieren, so sind schließlich die Richter auch Verbrecher. Was können wir tun?
Comandante Fidel Castro Ruz: Ich sage, dass dies Teil der Ideenschlacht ist.
Nun, es geht darum zu verlangen, dass die Welt nicht zu einer Atomkatastrophe geführt wird, es geht darum, das Leben zu bewahren. Wir wissen es nicht, aber wir vermuten, dass, wenn der Mensch Bewusstsein erlangt, dass seine Existenz, die seines Volkes, seiner liebsten Freunde und Verwandten davon abhängt, würden selbst die militärischen Chefs der Vereinigten Staaten des Ergebnisses bewusst, auch wenn sie im Leben so erzogen wurden, um Befehle auszuführen, nicht in wenigen Fällen Genozidbefehle, wie taktische und strategische Atomwaffen anzuwenden, weil es das ist, was ihnen an den Akademien gelehrt wurde.
Da das alles ein Wahnsinn ist, ist kein Politiker davon frei, der Bevölkerung diese Wahrheiten zu übermitteln. Man muss an sie glauben, sonst gäbe es nichts mehr, worum es zu kämpfen lohnen würde.
Michel Chossudovsky: Ich denke, dass es so ist, wie Sie sagen, dass im gegenwärtigen Moment die große historische Debatte der Menschheit sich auf die Gefahr des Atomkrieges, der die Zukunft der Menschheit bedroht, konzentrieren muss, und dass jede andere Debatte, die wir über grundlegende Bedürfnisse oder über die Wirtschaft führen werden, fordert, dass wir den Krieg vermeiden und einen Weltfrieden errichten können, damit der Lebensstandard auf der Basis der grundlegenden Bedürfnisse weltweit mit Recht geplant werden kann. Aber wenn wir das Problem des Krieges nicht lösen, überlebt der Kapitalismus auch nicht, nicht wahr?
Comandante Fidel Castro Ruz: Nein, er kann nicht überleben, gemäß all den Analysen, die wir gemacht haben, kann er nicht überleben. Das kapitalistische System und die Marktwirtschaft, die ihm Leben einflößt, werden nicht von heute auf morgen verschwinden, aber der Imperialismus auf der Grundlage der Gewalt, der Atomwaffen und der konventionellen Waffen der modernen Technologie muss verschwinden, wenn wir wollen, dass die Menschheit überlebt.
Nun, in diesem Moment geschieht eine wirkliche Tatsache, die die riesige Desinformation belegt, unter welcher die Welt leidet: In Chile blieben 33 Bergmänner in 700 Meter Tiefe gefangen und die Welt freut sich wegen der Nachricht, dass 33 Bergmänner gerettet wurden. Nun gut, einfach dies, was wird die Welt machen, wenn ihr bewusst wird, dass 6. 877.596.300 Einwohner gerettet werden müssen? Wenn 33 einen solchen Jubel ausgelöst haben und all die Massenmedien in diesen Tagen nur darüber berichten, warum werden die fast 7 Milliarden Einwohner nicht gerettet, die in der furchtbaren Gefahr gefangen sind, einen schrecklichen Tod wie jenen von Hiroshima oder Nagasaki zu sterben?
Michel Chossudovsky: Schauen Sie, dies ist auch eindeutig die Frage der Berichte, die die Massenmedien über verschiedene Ereignisse machen und die Propaganda, die sich daraus ergibt.
Ich denke, dass das, was die Chilenen gemacht haben, eine riesige humanitäre Operation war. Aber es ist doch wahr, wenn es eine Bedrohung für die Menschheit gibt, wie jene, die sie erklären, dann müsste das auf der ersten Seite jeder Zeitung der Welt stehen, weil das Opfer die ganze menschliche Gesellschaft ist und sie könnte sogar das Opfer der Entscheidung eines Drei-Sterne-Generals sein, der die Folge nicht kennt. Aber hier sprechen wir über die Art und Weise, in welcher die Massenmedien, besonders im Westen, die ernsthafteste Frage, die potenziell die aktuelle Welt schädigt, und zwar die Gefahr eines Atomkrieges, verstecken. Und wir müssen es ernst nehmen, weil sowohl Hillary Clinton, als auch Obama gesagt haben, sie hätten die Idee, die Atomwaffe in einem so genannten vorbeugenden Krieg gegen den Iran anzuwenden.
Nun gut, wie antworten wir? Was sagen Sie zu Hillary Clinton und Barack Obama bezüglich der Erklärungen, die sie bezüglich der unilateralen Verwendung der Atomwaffe gegen den Iran gemacht haben, ein Land, das für niemanden eine Gefahr darstellt?
Comandante Fidel Castro Ruz: Ja, mir sind zwei Sachen bekannt: was diskutiert wurde, und in diesen Tagen enthüllt wurde, die heftigen Diskussionen innerhalb des Sicherheitsrates der Vereinigten Staaten. Deshalb gab ich dem von Woodward geschriebenen Buch solchen Wert, weil es enthüllte, wie alle diese Diskussionen verliefen. Es ist bekannt, welche die jeweilige Position von Biden, von Hillary, von Obama war, und eigentlich, in jenen Diskussionen, wer sich am unerschütterlichsten gegen die Ausweitung des Krieges zeigte, wer dazu fähig war, mit den Militärs zu diskutieren, war Obama, das ist eine reale Tatsache. Eigentlich schreibe ich gerade meine neueste Reflexion genau darüber. Der einzige, der dorthin kam und ihm einen Rat gab, war aufgrund seiner Angehörigkeit zur Republikanischen Partei sein Gegner gewesen, es war Colin Powell. Er erinnerte ihn daran, dass er der Präsident der Vereinigten Staaten ist. Es war ein ermutigender Rat.
Ich denke, dass diese Botschaft allen übermittelt werden muss, ich meine, worüber wir gesprochen haben. Ich denke, dass viele in Global Research die Artikel lesen, die sie veröffentlicht haben. Ich denke, es muss bekannt gegeben werden und in dem Maße wie wir diese Gespräche geführt haben und sie veröffentlichen wollen, freue ich mich jedes Mal sehr, wenn sie zu diesen Problemen argumentieren, Überlegungen anstellen und sie darlegen, denn meiner Meinung nach gibt es einfach einen Mangel an Information aus den Gründen, die Sie erklären.
Nun, wir müssen erfinden, welche die Art und Weise sein könnte, dies bekannt zu geben? Zur Zeit der zwölf Apostel, sie waren nur zwölf, haben sie sich der Aufgabe gewidmet, die Lehren, die ihnen ein Prediger übermittelt hat, zu verbreiten. Na ja, sie haben hunderte von Jahren vor sich gehabt. Wir haben sie, im Gegensatz zu ihnen, nicht, aber ich sah gerade die Liste der Persönlichkeiten, es sind mehr als 20 Persönlichkeiten, die bei Global Research mitgearbeitet haben. Sie sind angesehene Menschen, die dieselben Sachen erklären; aber sie verfügen über keine hunderte von Jahren, sondern, na ja, über sehr wenig Zeit.
Michel Chossudovsky: Die Bewegung gegen den Krieg in den Vereinigten Staaten, Kanada und Europa ist sehr geteilt. Manche denken, dass die Drohung aus dem Iran kommt, andere sagen, dass es die Terroristen sind, und es gibt viel zu viel Desinformation innerhalb derselben Bewegung gegen den Krieg.
Außerdem, im Weltsozialforum der Atomkrieg ist kein Teil der Debatte zwischen den Leuten der Linken oder Progressivsten. Während des Kalten Krieges wurde doch über die Gefahr eines Atomkonflikts gesprochen und die Leute hatten dieses Bewusstsein.
Auf der letzten, in New York in den Vereinten Nationen stattgefundenen Zusammenkunft über die Nicht-Verbreitung der Massenvernichtungswaffen wurde der Nachdruck auf die nukleare Drohung seitens nicht staatlicher Einrichtungen und von Terroristen gelegt.
Der Präsident Obama sagte, dass die Drohung von Al Qaeda ausginge, dass sie die Atomwaffe hat, außerdem wenn Sie Obamas Reden lesen, wird dort angedeutet, dass der Terrorismus dazu fähig ist, kleine Atombomben, was sie die schmutzige Bombe nennen, herzustellen.
Nun gut, es ist eine Art und Weise, den Nachdruck auf völlig andere Dinge zu legen.
Comandante Fidel Castro Ruz: Es ist das, was ihm gesagt wird, was sie ihren eigenen Leuten sagen und glauben machen wollen.
Sehen Sie, was mache ich mit meinen Reflexionen? Ich verteile sie in der UNO, ich schicke sie all den Regierungen – natürlich, die Reflexionen, die kurz sind, um sie allen zu schicken – und ich weiß, es gibt viele Leute, die sie lesen. Das Problem besteht darin, ob Sie die Wahrheit sagen oder nicht. Selbstverständlich, wenn man all diese Information bezüglich eines konkreteren Problems sammelt, weil die Reflexionen auch viele Themen behandeln, denke ich, dass man sich mehr konzentrieren muss, dass man sich unsererseits mehr auf die Veröffentlichung der wesentlichen Sachen konzentrieren muss, man kann nicht alles umfassen.
Michel Chossudvsky: Ich würde Ihnen gern eine Frage stellen, denn es eine Grundfrage bezüglich der Kubanischen Revolution gibt. Ich bin der Meinung, dass jene Debatte um die Zukunft der Menschheit auch ein Teil des revolutionären Diskurses ist. Wenn die Gesellschaft als Ganzes von einem Atomkrieg bedroht wird, ist es gewissermaßen nötig, eine Revolution des Denkens und der Taten gegen dieses Ereignis zu haben.
Comandante Fidel Castro Ruz: Es muss gesagt werden, dass die Menschheit 800 Meter tief gefangen ist und sie muss herausgeholt werden, es muss eine Rettungsoperation durchgeführt werden. Dies ist die Botschaft, die wir einer Anzahl von Leuten übermitteln müssen. Wenn viele Leute so denken, werden viele Leute das machen, was Sie gerade machen und sie das unterstützen, was Sie gerade unterstützen. Es ist nicht mehr davon abhängig, wer es sagt, jemand muss es sagen.
Man muss herausfinden, wie die Massen mit dem größten Bewusstsein erreicht werden können. Die Lösung liegt nicht in den Zeitungen. Es gibt das Internet. Internet ist billiger. Internet ist zugänglicher. Ich habe mich Ihnen über Internet genähert, auf der Suche nach Nachrichten; nicht über die Presseagenturen, nicht über die Presseorgane, nicht von CNN, sondern auf der Suche von Nachrichten über ein Bulletin von im Internet veröffentlichen Artikeln, das ich jeden Tag bekomme. Mehr als 100 Seiten jeden Tag.
Gestern diskutierten sie darüber, dass vor einiger Zeit zwei Drittel der Öffentlichkeit in den Vereinigten Staaten gegen den Krieg im Iran war und heute mehr als 50 Prozent für die militärischen Handlungen gegen den Iran ist.
Michel Chossudovsky: Was eigentlich passierte, sogar in den letzten Monaten, ist, dass man sagte: „Ja, der Atomkrieg ist sehr gefährlich, es ist eine Drohung, aber die Drohung kommt aus dem Iran“, und es gab Plakate in New York, worauf stand: „Sagt nein zu dem nuklearen Iran“ und die Botschaft dieser Plakate war, den Iran als eine Drohung gegenüber der weltweiten Sicherheit darzustellen, auch wenn es eine solche Drohung überhaupt nicht gab, denn sie hatten keine Atomwaffe. Kurz und gut, wir sind bei dieser Sache, und anfangs dieser Woche hat The New York Times einen Text veröffentlicht, der sagte, dass die politischen Morde doch rechtmäßig seien.
Sodass es so ist, wenn wir eine Presse mit jener Auflage haben, die sie haben, die uns solche Sachen präsentiert, ist die Arbeit enorm. Wir haben keine Möglichkeit, diesen Prozess mit der Auflage der alternativen Medien umzukehren. Außerdem werden heutzutage viele von den alternativen Medien von der wirtschaftlichen Macht finanziert.
Comandante Fidel Castro Ruz: Und trotzdem müssen wir kämpfen.
Michel Chossudovsky: Ihre Botschaft, die ich gestern gegeben habe, ist Folgende: im Falle eines Atomkrieges wäre der zivile Nebenschaden die ganze Menschheit.
Comandante Fidel Castro Ruz: Es wäre die Menschheit, das Leben der Menschheit.
Michel Chossudovsky: Es ist wahr, dass Internet weiter als ein Instrument der Verbreitung funktionieren muss, um diesen Krieg zu verhindern.
Comandante Fidel Castro Ruz: Nun gut, dies ist der einzige Weg, es zu verhindern. Wenn wir die weltweite öffentliche Meinung schaffen, es ist wie das Beispiel, das ich erwähnt habe: es gibt knapp 7 Milliarden Menschen 800 Meter tief gefangen; wir müssen das in Chile Geschehene verwenden, um diese Sachen zu verbreiten.
Michel Chossudovsky: Der Vergleich, den Sie mit der Rettung der 33 Bergmänner ziehen, wenn sie sagen, dass es 33 Bergmänner unter der Erde gibt, die gerettet werden müssen, und dass darüber die Medien berichtet haben, und Sie sagen, dass wir fast 7 Milliarden Einwohner haben, die in 800 Meter Tiefe sind und nicht verstehen, was gerade passiert, aber wir müssen sie retten, weil die Menschheit als Ganzes von der Atomwaffe der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten bedroht ist, weil sie diejenigen sind, die sagen, dass sie dazu bereit sind, sie anzuwenden.
Comandante Fidel Castro Ruz: Und sie werden diese verwenden, wenn es keinen Widerstand gibt, wenn es keine Widerstandsbewegung dagegen gibt. Sie machen sich selbst etwas vor mit der militärischen Überlegenheit und der modernen Technologie, sie sind wie berauscht davon und wissen nicht, was sie tun.
Sie begreifen nicht die Folgen, sie glauben, dass das aufrecht erhalten werden kann. Das ist unmöglich.
Michel Chossudovsky: Oder sie glauben, dass das einfach wie irgendeine andere konventionelle Waffe ist.
Comandante Fidel Castro Ruz: Ja, sie machen sich etwas vor und glauben, dass man jene Waffe weiter anwenden kann. Sie verwechseln die Zeitepoche und erinnern sich nicht daran, was Einstein gesagt hat: er wisse nicht, mit welchen Waffen der Dritte Weltkrieg ausgetragen würde, aber der Vierte würde mit Knüppeln und Steinen sein. Ich würde dem noch hinzufügen: „…nur wird es diejenigen schon nicht mehr geben, die diese Knüppel und Steine handhaben könnten“. So sieht die Realität aus; das habe ich dort in jener kurzen Rede aufgeführt, die Sie mir zu verfassen empfohlen haben.
Michel Chossudovsky: Das Problem, das ich sehe, besteht darin, dass die Anwendung der Atomwaffe nicht notwendigerweise von einem Tag auf den anderen das Ende der Menschheit bringen wird, denn die radioaktiven Auswirkungen sind ein kumulativer Prozess, ein Prozess der Anhäufung.
Comandante Fidel Castro Ruz: Wie bitte? Wiederholen Sie das bitte!
Michel Chossudovsky: Die Atomwaffe hat mehrere Folgen: eine ist die Explosion und Zerstörung am Kriegsschauplatz, so wie das monströse Phänomen von Hiroshima; und die andere ist die sich ausbreitende Radioaktivität.
Comandante Fidel Castro Ruz: Ja, der nukleare Winter, wie es bezeichnet wird. Der angesehene US-amerikanische Professor Emeritus der Universität von Rutgers, New Jersey, Alan Robock bewies auf eine unwiderlegbarer Form, dass der Beginn eines Krieges zwischen zwei von den acht Atommächte, die über weniger Atomwaffen verfügen, würde einen „nuklearen Winter“ verursachen. Er hat diese Tatsache als Leiter einer Gruppe von Forscher entdeckt, die hoch entwickelte EDV-Modelle verwendet haben.
Die Explosion von hundert strategischen Atomwaffen aus den 25 tausend im Besitz der oben genannten Atommächte würde genügen, um Temperaturen unter dem Erfrierpunkt und eine acht Jahre lange Nacht auf der ganzen Welt zu verursachen. Es ist etwas so schrecklich – äußerte Professor Robock – dass sich die Personen in einen „Verneinungszustand“ befinden, „sie möchten daran nicht denken, es ist einfacher sich vorzustellen, dass es nicht besteht.“ Er hat es mir persönlich anlässlich eines internationalen Treffens erzählt, wo ich die Ehre hatte, mit ihm ein Gespräch zu halten.
Nun gut, aber ich gehe von folgender These aus: Wenn ein Krieg im Iran ausgelöst wird, dann verwandelt sich dieser unweigerlich in einen globalen Atomkrieg. Deshalb haben wir gestern gesagt, dass es nicht korrekt war, diese Übereinkunft im Sicherheitsrat zustande kommen zu lassen, denn das hat alles das erleichtert, merkst du das?
Ein Krieg dieser Art im Iran kann heutzutage kein lokaler sein, denn die Iraner würden sich der Gewalt nicht beugen. Wenn er seinen konventionellen Charakter beibehalten würde, wäre es ein Krieg, den die Vereinigten Staaten und Europa nicht gewinnen können, und ich behaupte, dass er sehr schnell zu einem Atomkrieg werden würde. Wenn die Vereinigten Staaten den Fehler begehen würden, taktische Atomwaffen anzuwenden, dann würde es auf der Welt eine große Erschütterung geben und sie würden die Ereignisse nicht mehr kontrollieren können, das würde ihren Händen entgleiten.
Wenn Obama mit dem Pentagon schon hart diskutieren musste, was in Afghanistan zu tun ist, dann stellen Sie sich mal die Situation von Obama vor, wenn US-amerikanische und israelische Soldaten gegen Millionen iranische Kämpfer kämpfen würden. Die Saudi-Araber werden nicht im Iran kämpfen, auch nicht die Pakistaner oder andere arabische bzw. muslimische Soldaten. Was geschehen könnte, ist, dass die Yankees ernsthafte Konflikte mit den pakistanischen Stämmen haben könnten, die sie mit ihren unbemannten Flugzeugen angreifen und töten, und das wissen sie. Wenn sie einen Schlag gegen diese Stämme vornehmen, dann greifen sie zuerst an und teilen es dann der Regierung mit, sie sagen vorher nichts; das gehört zu den Dingen, die die Pakistaner am meisten irritieren. Es gibt dort eine starke Feindlichkeit gegen die Vereinigten Staaten.
Es ist ein Irrtum zu denken, dass die Iraner kapitulieren würden, wenn sie gegen diese die taktischen Atomwaffen anwenden würden; und die Welt würde erschüttert sein, wenn es vielleicht schon zu spät wäre.
Michel Chossudovsky: Sie können einen konventionellen Krieg nicht gewinnen.
Comandante Fidel Castro Ruz: Sie können ihn nicht gewinnen.
Michel Chossudovsky: Und das sehen wir im Irak; und in Afghanistan – sie können ein Land zerstören, aber sie können nicht gewinnen vom militärischen Gesichtspunkt aus.
Comandante Fidel Castro Ruz: Aber um es zu zerstören, um welchen Preis, um welchen Preis vor den Augen der Welt, mit welchen finanziellen und wirtschaftlichen Kosten aller Art, und auf die Katastrophe zuschreitend. Die von Ihnen aufgezeigten Probleme verschärfen sich, selbst das US-amerikanische Volk würde reagieren; denn wenn das US-amerikanische Volk auch oft erst spät reagiert, am Ende reagiert es schließlich. Das US-amerikanische Volk reagiert auf die Verluste, auf die Toten.
Viele Leute haben während des Krieges in Vietnam die Nixon-Regierung unterstützt, er hat sogar Kissinger empfohlen, in jenem Land die Atombombe anzuwenden, und jener hat ihm davon abgeraten, diesen kriminellen Schritt zu tun. Die Vereinigten Staaten sahen sich aufgrund des US-amerikanischen Volkes selbst gezwungen, den Krieg zu beenden, sie mussten verhandeln und den Südteil übergeben. Iran müsste auf das Erdöl des Gebiets verzichten. In Vietnam, was haben sie dort übergeben? Ausgaben. Letzten Endes sind sie jetzt erneut in Vietnam, kaufen dort Erdöl und treiben Handel. Im Iran würden viele Menschenleben verloren gehen, und vielleicht würden die Erdölanlagen in einem Großteil des Gebiets zerstört werden.
In einer Situation wie der jetzigen ist es sehr gut möglich, dass sie unsere Botschaft nicht verstehen werden. Wenn der Krieg ausbricht, dann gewinnen meiner Meinung nach weder sie noch die Welt etwas. Wenn es ein nur konventioneller wäre, was kaum wahrscheinlich ist, dann würden sie ihn unwiederbringlich verlieren, und wenn er sich in einen globalen Atomkrieg verwandelt, dann würde die Menschheit ihn verlieren.
Michel Chossudovsky: Iran hat recht mächtige konventionelle Kräfte.
Comandante Fidel Castro Ruz: Millionen.
Michel Chossudovsky: Landstreitkräfte, aber ebenfalls Raketen, und das Land verfügt auch über Möglichkeiten zu seiner Verteidigung.
Comandante Fidel Castro Ruz: Solange es noch einen einzigen Mann mit einem Gewehr gibt, ist das ein Feind, den sie besiegen müssen.
Michel Chossudovsky: Und dort gibt es mehrere Millionen mit Gewehren.
Comandante Fidel Castro Ruz: Millionen, und sie werden viele US-amerikanische Menschenleben opfern müssen. Leider wäre es erst zu jenem Zeitpunkt, dass die US-Amerikaner reagieren würden. Wenn sie jetzt nicht reagieren, dann würden sie später reagieren, wenn es schon zu spät sein würde. Das muss geschrieben werden, dass muss innerhalb unserer Möglichkeiten veröffentlicht und verbreitet werden. Erinnern Sie sich an Folgendes: die Christen wurden verfolgt, man brachte sie in die Katakomben, man ermordete sie, warf sie den Löwen vor, sie haben Jahrhunderte lang durchgehalten und sind nicht von ihrem Glauben abtrünnig geworden, und dann hat man dasselbe mit den Muslims gemacht, ohne dass jene sich jemals unterworfen haben.
Es findet ein realer Krieg gegen die muslimische Welt statt. Warum werden jene Lehren der Geschichte vergessen? Ich habe viele jener Artikel gelesen, die Sie über die Gefahren jenes Krieges geschrieben haben.
Michel Chossudovsky: Kehren wir zur Frage Iran zurück. Ich bin der Meinung, dass es sehr wichtig ist, dass die Weltöffentlichkeit den Kriegsschauplatz begreift. Sie haben klar dargelegt, dass sie den Krieg verlieren, den konventionellen, sie verlieren ihn schon im Irak und in Afghanistan, und der Iran hat viel stärkere konventionelle Streitkräfte als die NATO.
Comandante Fidel Castro Ruz: Viel erfahrener und motivierter. Sie befinden sich jetzt in einem Konflikt mit denen von Afghanistan und des Irak und mit jenen, die sie nicht erwähnen: den Pakistanern derselben Ethnie, wie diejenigen des Widerstands in Afghanistan. Und bei ihren Diskussionen im Weißen Haus geben sie jenen Krieg schon für verloren, wie uns das Buch „Obama´s wars“, von Bob Woodward, berichtet, was sie behaupten. Stellen Sie sich vor, dass sie hierzu noch jenen Krieg zur Zerstörung dessen hinzufügen, was nach den Erstschlägen im Iran übrig bleibt.
So würden sie sich schließlich entweder in einer Situation eines konventionellen Krieges wieder finden, den sie nicht gewinnen können, oder wären zu einem globalen Atomkrieg gezwungen, ich gebrauche dies schon so, unter den Bedingungen, dass ein sehr großer Weltkrieg ausbrechen wird. Ich weiß nicht, wer jene Art Krieg rechtfertigen können wird, den sie führen werden müssen; sie haben schon 450 Ziele im Iran zum Zerstören markiert, von denen einige ihrer Auffassung nach mit taktischen Atomsprengköpfen angegriffen werden müssten, und zwar wegen ihrer Lage in bergigen Gebieten und wegen der Tiefe, wo sie sich befinden. Hierbei würden sehr viele Leute des russischen Personals und von anderen Nationen ums Leben kommen, die mit ihnen zusammenarbeiten.
Wie würde die Reaktion der Weltöffentlichkeit angesichts jenes Schlags aussehen, den die Medien jetzt unverantwortlicherweise mit Unterstützung vieler US-Amerikaner gefördert haben?
Michel Chossudovsky: Eine Sache: Iran, Irak, Afghanistan, sie sind alle in gewisser Weise Nachbarländer. Iran hat eine Grenze zu Afghanistan, hat eine Grenze zum Irak, und die Vereinigten Staaten und die NATO verfügen über militärische Einrichtungen in jenen Ländern, die sie besetzen. Was wird geschehen? Die Truppen vom Iran werden sofort die Grenzen überschreiten, nehme ich an.
Comandante Fidel Castro Ruz: Nun gut, ich weiß nicht, welche Taktik sie anwenden werden, aber wenn man sich an ihre Stelle versetzt, dann wäre eine Truppenkonzentration nicht das Ratsamste, denn so wären diese in höherem Grade Opfer eines Angriffs mit taktischen Atomwaffen. Das heißt, dass es so, wie die Bedrohung angezeigt ist, besser wäre, dass sie eine ähnliche Taktik wie die von uns im Süden von Angola genutzte anwenden, als wir vermuteten, dass Südafrika über Atomwaffen verfügte. Wir haben taktische Gruppen von je 1.000 Mann mit Feuerkraft der Landstreit- und Flugabwehrkräfte geschaffen. Die Atomwaffen hatten so nie eine große Anzahl Soldaten in ihrer Reichweite. Die Luftabwehrraketen und andere ähnliche Waffen unterstützten unsere Streitkräfte. Die Waffen und das Terrain verändern sich und die Taktiken müssen sich ständig ändern.
Michel Chossudovsky: Zerstreut.
Comandante Fidel Castro Ruz: Zerstreut, aber es sind nicht einzelne Soldaten, es waren circa 1.000 Mann mit den geeigneten Waffen, dass Terrain war sandig, wo sie auch hinkamen, mussten sie graben und sich in unterirdischen Unterständen schützen, wobei sie immer die größten Abstände zwischen den Einheiten eingehalten haben. Niemals wurde dem Feind die Möglichkeit gegeben, den 60.000 kubanischen und angolanischen Soldaten im Süden von Angola einen entscheidenden Schlag zu versetzen.
Das, was wir in jenem Bruderland getan haben, ist etwas, was mit traditionellen Kriterien eine Armee von einigen Hunderttausenden erreicht hätte. Nun gut, wir waren nicht nur 100 tausend, im Süden von Angola gab es 60.000 Mann, Kubaner und Angolaner. Aufgrund von technisch-fachlichen Voraussetzungen waren die taktischen Gruppen vor allem aus Kubanern zusammengesetzt, denn sie fuhren die Panzer, handhabten die Raketen, die Flugabwehr, die Nachrichtentechnik, aber die Infanterie war aus kubanischen und angolanischen Soldaten zusammengesetzt, mit einem großen Kampfgeist, die keinen Augenblick gezögert haben, sich eine Schlacht mit der Armee der Weißen des Apartheid zu liefern, die von den Vereinigten Staaten und Israel unterstützt wurde. Wer handhabte die zahlreichen Atomwaffen, die sie zu jenem Zeitpunkt besaßen.
Im Fall von Iran sind Nachrichten zu vernehmen, dass sie den Boden aufscharren, und wenn sie befragt werden, dann geben sie zur Antwort, dass sie Friedhöfe anlegen, um die Invasoren zu beerdigen. Ich weiß nicht, ob es ironisch ist, aber ich glaube, dass sie eigentlich sehr tief aufscharren müssen, um ihre Streitkräfte gegen den Angriff, mit dem sie bedroht werden, zu schützen.
Michel Chossudovsky: Der Iran hat die Möglichkeit, eine Truppenstärke von mehreren Millionen zu mobilisieren.
Comandante Fidel Castro Ruz: Entscheidend sind nicht nur die Truppen, sondern auch die Befehlsstellen. Meiner Meinung nach ist die Dekonzentration sehr wichtig. Die Angreifer werden versuchen, die Übermittlung von Befehlen zu verhindern. Jede Kampfeinheit muss im Voraus wissen, was sie unter den jeweiligen Umständen zu tun hat. Der Angreifer wird mit Hilfe seiner funkelektronischen Waffen versuchen, der Befehlskette Schläge zu versetzen und sie zu zerschlagen. Alle diese Faktoren müssen berücksichtigt werden. Dem Menschen ist niemals eine solche Erfahrung zuteil geworden.
Egal unter welchen Umständen, aber das von Afghanistan ist eine Kleinigkeit und das vom Irak ebenfalls, im Vergleich zu dem, auf was sie im Iran stoßen werden: die Bewaffnung, die Ausbildung, die Mentalität, die Art Soldaten. Wenn die iranischen Kämpfer vor 31 Jahren die Minenfelder geräumt haben, indem sie über sie vorrückten, dann würden sie sicherlich die gefürchtetsten Gegner sein, mit denen die Vereinigten Staaten sich je auseinandersetzen mussten.