Die Utopie als politisches Mittel, in Zeiten gesellschaftlicher Krisen nicht in Passivität und Resignation zu versinken
Vor über 500 Jahren schrieb Thomas Morus, englischer Staatsmann und humanistischer Gelehrter den philosophischen Dialog „Utopia“. Als kleiner Inselstaat ist „Utopia“ – griechisch „Nirgendwo“ oder „Nicht-Ort“ – ein Gegenmodell zum zeitgenössischen England und ein Heilmittel für eine verfallende Gesellschaft. Wenn nichts mehr hilft, so die Botschaft von „Utopia“, dann hilft es, die Dinge radikal anders anzugehen. Ein nachvollziehbarer Gedanke. Steht dieser radikale Schritt nicht auch heute an? Man stelle sich vor, es fänden sich beherzte Staatsmänner, die ihre Generäle und das Militär hinter sich wüssten und denen das Wohl der Menschheit tatsächlich am Herzen läge. Sie könnten gemeinsam der satanischen Kabale bei ihrem Krieg gegen die Menschheit noch „in die Suppe spucken“ und damit beginnen, eine humane Gesellschaft auf den Weg zu bringen.
Thomas Morus‘ ideale Gesellschaft „Utopia“
Die Erstveröffentlichung von Morus‘ Schilderung einer „idealen“ – jedoch sehr fernen – Gesellschaft geschah auf Betreiben des berühmten Humanisten Erasmus von Rotterdam 1516 in Löwen (Belgien). Der Roman des Autors der Renaissance hatte den Untertitel „Vom besten Zustand des Staates oder von der neuen Insel Utopia.“ In ihm wird eine auf rationalen Gleichheitsgrundsätzen, Arbeitsamkeit und dem Streben nach Bildung basierende Gesellschaft mit demokratischen Grundsätzen beschrieben. Aller Besitz in dieser Republik ist gemeinschaftlich. Es herrschen Religionsfreiheit und Toleranz. Alle lieben den Frieden, verabscheuen den Krieg als etwas ganz „Bestialisches“, schaffen ihn aber letztlich nicht ab. Außerdem weist der Modell-Staat „Utopia“ totalitäre Züge auf.
Thomas Morus stützt sich in seinem Werk auf Platon (Politeia), Aristoteles, Cicero und andere Gelehrte vor ihm. Das Buch war so prägend, dass man fortan jeden Roman, in dem eine erfundene positive Gesellschaft dargestellt wird, als Utopie oder utopischen Roman bezeichnete. In Zeiten gesellschaftlicher Krisen kann eine Utopie auch ein politisches Mittel sein, nicht in Passivität und Resignation zu versinken (Robert Jungk).
Welcher radikale Schritt stünde heute an?
Müsste nicht zuallererst die korrupte und verdorbene „Elite“ beziehungsweise das „Establishment“ oder der „Tiefe Staat“ mit all seinen satanischen Praktiken wie zum Beispiel Kinderschändung aus den Angeln gehoben und dafür gesorgt werden, dass deren Protagonisten nie wieder ans Ruder kommen? Der amtierende US-amerikanische Präsident Donald Trump hat bei seiner Antrittsrede (Inauguration Speech) Entsprechendes angekündigt?
Die Menschheitsfragen und Menschheitsprobleme müssten einvernehmlich zum Wohle aller beantwortet beziehungsweise gelöst werden. Die laufenden Kriege seien zu stoppen und neue zu verhindern. Alle geistigen Kräfte seien für die Frage einzusetzen, wie der Mensch lernen kann, in Frieden mit anderen Menschen zusammenzuleben.
Die Aufgabe eines zukünftigen Staates wäre es, alles zu unterlassen, was die Würde eines Menschen beeinträchtigt. Und diese Menschenwürde muss überpositives Recht, also Naturrecht sein. An diesem Naturrecht müssten sich der Staat, die Staatsführung sowie die Gesetze eines Staates zu allen Zeiten kritisch messen lassen. (Siehe „NRhZ“ Nr. 741: „Autonomie und Naturrecht“)
Das gegenwärtige Wirtschaftssystem beruht nicht auf dem Gemeinschaftsprinzip; lediglich eine kleine Schicht von Superreichen wird begünstigt, indes die meisten Bürger und vermehrt die Jugend der schwankenden Konjunktur, den Wirtschaftskrisen und der Arbeitslosigkeit ausgeliefert sind. Gefragt seien Reformvorschläge, die den Gemeinschaftsgedanken in sich tragen und die Schranken zwischen den Menschen zu beseitigen helfen. „Schwerter zu Pflugscharen“ war das Motto vieler Denker; heißt: von Kriegswirtschaft auf Friedenswirtschaft umstellen. Vor allem müsse die Finanzwirtschaft, die einen parasitären Charakter entwickelt hat, wieder am Gemeinwohl orientiert werden.
Allgegenwärtiges Streben nach Herrschaft und Macht vergiftet unser Zusammenleben. Deshalb müssten das menschliche Gemeinschaftsgefühl und der Geist der Verantwortlichkeit die Gewalttätigkeit beenden. Kulturentwicklung besteht im Wesentlichen darin, dass sich die Stimme des Menschheitsgewissens mehr und mehr Gehör verschafft. Eine ethische Errungenschaft ist das Anwachsen des menschlichen Gemeinschaftsgefühls, das Wissen um die Zusammengehörigkeit aller Menschen. Es gäbe die Menschheit nicht mehr, hätten unsere Vorfahren nicht Gemeinsinn und das Gefühl des Miteinanderseins zum Leitmotiv ihres Handelns gemacht. Diese Idee müsse auch die Jugend durchdringen. Sie soll ja die Welt einmal in eine andere Bahn lenken.
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Dr. Rudolf Hänsel ist Diplom-Psychologe und Erziehungswissenschaftler-